Corpsewood Manor - Eine Mördergrube in den Bergen Georgias
Dies ist die leider sehr traurige und grausame Geschichte von Dr. Charles Lee Scudder und seinem Partner Joey Odom die sich in den Bergen im Norden Georgias ihr Traumhaus bauten und dort mit dem wirklichen Bösen konfrontiert wurden - den Einheimischen.
Die Vorgänge werden von selbsternannten Geisterjägern, Grusel-Tour-Organisatoren und gläubigen Hinterwäldern gern als das Werk Satans gesehen. Mit Sensationslüsternen Aussagen, Lügen und Hokuspokus ausgeschmückt um Bücher und Touren zu verkaufen - die Wahrheit, so wie ich sie nachvollziehen kann, ist aber anders.
Dr. Scudder, ein Pharmakologe, Zoologe, Sprachwissenschaftler und allseits Interessierter 50-jähriger lebte in Chicago mit dem etwas jüngeren Joe Odom, seinem Haushälter. Er war zweimal verheiratet, hatte vier Kinder die aus dem Haus waren und um 1976 herum begann Scudder keinen Sinn mehr in seiner Karriere und den den angesammelten Antiquitäten in seinem Haus zu sehen.
"Off the Grid", ohne Strom, wollte er mit Joey Odom ein einfaches Leben in den Bergen Georgias führen. In einem von ihm selbst entworfenen und selbstgebautes Ziegelhaus, fernab der Stadt freute er sich darauf, sich seinen Hobbies zu widmen. Über sein Vorhaben hat er im Magazin Mother Earth News geschrieben.
Für die nächsten sechs Jahre lebten die beiden ihren Traum. Scudder baute das Haus nach seinen Vorstellungen und gestaltete es mit Antiquitäten und Kuriositäten aus. Darunter ein Gargoyle als Wächter des Hause, Bleiglasfenster mit der Gestalt Baphomets und Pentagrammen an den Schornsteinen. Während Scudder malte, Musik machte oder am Haus arbeitete, buk Odom Brot, kochte und kümmerte sich um den Rosengarten. Und während zwei Männer, mit eigenartigen Gestaltungssinn, weit abseits in den Bergen den Einheimischen doch suspekt waren, fanden sich doch immer Besucher aus der Umgebung am Corpswood Manor ein, die mit selbstgemachten Wein und anregenden Gesprächen herzlich von den beiden Hausherren empfangen wurden.
Natürlich gab es auch die Vorbehalte gegen zwei Schwule die ihr Haus mit "Satanssymbolen" schmückten.
Es ist einfach darauf reinzufallen und Gestalten wie Baphomet, Masken mit Hörnern und Pentakel als "Teufelsanbeterei" zu verstehen und zugegeben, etwas anderes kann man im Süden der USA, dem "Bible Belt" auch nicht erwarten. Scudder bezeichnete sich, auf Nachfrage sogar als Satanist. Das war aber nur seiner Leidenschaft geschuldet, andere Menschen vor den Kopf zu stoßen. Tatsächlich war er auch Abonnent des "The Cloven Hoof" Newsletter der Church of Satan. Entgegen Gerüchten war er jedoch kein Mitglied, weil er einfach zu geizig war, die Jahresgebühr von 100 USD zu zahlen. Während Odom Katholik war, sah Scudder in der Philosophie des Satanismus (der Anbetung des Selbst anstatt einer Gottheit) eine gewisse Freiheit die seine Homosexualität und seine Interesse für Okkulte Symbolik zuließ.
Mit ihrer Freundlichkeit und Offenheit zogen die beiden auch Jugendliche an, die sogar zum Wein eingeladen wurden. Die Schwulen Teufelsanbeter waren Thema von Gerede wie sich das in einem Bergdorf gehört.
Im Winter 1982 kamen der 17-Jährige Avery Brock und der ältere Ex-Knasti Tony West auf die Idee, die Bewohner von Corpsewood Manor auszurauben. Brock war vorher schon beim Professor gewesen, mit der Absicht das Haus auszukundschaften. Aber Scudder lud seine Gäste prinzipell ins nebenstehende Gebäude, das Hühnerhaus ein, also wusste Brocks nichts über die Ausstattung des Haupthauses. So war er der Überzeugung, dass die beiden Bewohner reich sind und da Scudder ihn angeblich zum Oralsex verführte (vermutlich war Brock aber auch selbst daran interssiert) war es nur recht und billig den beiden "Teufelsanbetern" den Gar auszumachen.
Am Abend des 16. Dezember 1982 fuhren West und Brock mit dem frisch verliebten Teenager Pärchen Joey Wells und Teresa Hudgins zu Corpswood Manor, um Wein zu trinken. Was das Pärchen nicht wusste war, das Brock und West einen Plan ausgeheckt hatten, Scudder und Odom umzubringen. Nachdem sie Klebstoff inhalierten um high zu werden, schlugen sie mit einem Jagdgewehr im Auto am entlegenen Anwesen auf. Gaben Anfangs vor einfach nur mit Scudder und Odom abhängen zu wollen aber schritten recht schnell zur Tat und überwältigten Scudder, der das ganze noch für ein Spiel hielt. Sie fesselten ihn und erschossen Odom und die beiden Hunde im anderen Haus. Dann verlangten sie Geld.
Wells und Hudgins, dass Pärchen bekam es mit der Angst zu tun und versuchten zu flüchten, jedoch startete das Auto nicht.
Brock und West planten den gefesselten Professor zu foltern, damit er sein Vermögen preisgibt. Stattdessen lehnte sich Scudder gegen seinen Peiniger auf. Seine letzten Worte waren: "Ich hab' ja danach gefragt" dann schoss ihm West dreimal ins Gesicht.
Scudder hat nicht danach gefragt getötet zu werden, aber er hat mit seiner Offenheit seine eigenen Mörder ins Haus geladen.
Brock und West verwüsteten das Haus und teilten sich die paar wertvoll erscheinenden Sachen auf. Die beiden Teenager ließen sie glücklicherweise am Leben. Nur dadurch konnten die Ermittlungen aufgenommen werden.
West und Brock versuchten sich herauszuwinden, dass die beiden Corpsewood Bewohner ja eh abscheuliche Ungläubige gewesen sind, die das mit ihren Pornos, Drogen und Ritualen ja verdient hätten. Nichts davon ist wahr. Es gab keine Rituale, das in Scudders Schreibtisch gefundene LSD25 stammte noch aus seinen Universitätszeiten und war längst überlagert und die Pronosammlung waren ein paar erotische Hefte aus den 20er Jahren.
Das alles hinderte aber die Sensationslüsterne Presse nicht daran Halbwahrheiten und Lügen zu verbreiten und bis heute werden Odom und Professor Scudder als schwule Satanisten vermarktet.
Wirklich Böse sind jedoch die beiden Hinterwäldler Brocks und West. Der einer der aus Scham seine Homosexualität entdeckt zu haben Scudder bestraft sehen wollte und der andere der aus Habgier und niedersten Instinkten grausame Verbrechen verübte. Beispielhaft ist auch die verklemmte eingeschworene Dorfgemeinde, die keine Außenseiter zulässt. Obwohl sich Scudder und Odom eingebracht haben und jeden freundlich Empfangen haben, waren sie einfach zwei komische Vögel aus dem Norden.
Ca. 1985 kam es zum Brand im leerstehenden Anwesen von Professor Scudder. Seitdem schreitet der Verfall voran. Glücklicherweise gibt es eine Initiative von Verwandten der ehemaligen Bewohner, die Ruine zu erhalten. Aber wie mit jedem unbeobachteten Platz zieht es Idioten und sinnlose Zerstörung an. Es wird bis heute Müll hinterlassen und die verbliebenen Mauern zerstört. Selbsternannte Geisterjäger treffen sich dort um über Energien, Flüche und anderem Hokuspokus zu schwadronieren.
Vor unserem Besuch von Corpsewood Manor fragten wir den Besitzer um Erlaubnis. Das war nur fair und auch zur Vorsicht, weil es ein Privatgrundstück ist welches man betritt. Und wie es um Waffenbesitz in der USA steht, weiß ja wohl jeder.
Die Wanderung von der Schotterstraße zur Ruine war ganz schön. Hätte ich nicht die Geschichte um diesen Platz gewusst, wäre es eben eine Ruine im Wald gewesen. So aber lastete ein Hauch von Unheilvollem über dem Platz und vor allem auch von Traurigkeit ob des sinnlosen und grausamen Verbrechens.
In der Nähe des Hauses war ein ehemaliger Teich. Wir wunderten uns über die Auto-Fußmatten die dort in der Gegend herumlagen. Offenbar hat die der örtliche Nudist, Zeke Woodall ausgelegt, um dort bequem in der Sonne zu liegen.
Nachfolgend noch ein paar Links und altes Bildmaterial vom Haus und seinen Bewohnern.
Interessant ist auch eine Audioaufnahme die am Tag des Mordes gemacht wurde. Dr. Scudder spielt Harfe und rezitiert ein Gedicht von William Blake.
Links
- A Castle in the Country by Charles L. Scudder
- The Tragic Case of Dr. Charles Lee Scudder
- The True Story of Georgia's Corpsewood Murders
- Podcast CORPSEWOOD-Daniel Ellis 12/01 by True Murder
- Four Things I Learned at a Gay Satanist Manor | Emily Deibler Author Website
- Rome News-Tribune - Zeitungsartikel
- December 19, 1982 - 2 sought in ex-prof's killing | Chicago Tribune Archive
- Memory Lane: aka Zeke the Streak and The Castle - Discussion on Topix
- Corpsewood Manor Murders in North Georgia, The - Amy Petulla - Google Books